Eine Erstausgabe Gottfried Kellers ist anzuzeigen, und das im Jahr der 100. Wiederkehr seines Todestages, am 15. Juli 1990!

Sein Leben lang hat Gottfried Keller davon geträumt, »endlich auf die hohe See des Dramas auszulaufen«, denn: erst mit einem Bühnenwerk hätte er sich selbst vor der Welt als wirklich großen Dichter gesehen, wäre der Nachruhm gesichert gewesen. Wie sonst ist einem Shakespeare beizukommen?

Sein Streben ist wie sein Versuch, Maler zu werden, unerfüllt geblieben und hat doch seinen Lebensweg entscheidend bestimmt. Vom kindlichen Theaterspiel, das er durch Stücke für seine Spielkameraden unterstützt, bis hin zu seinem Umzug nach Berlin (1850), wo er die Nähe der großen Bühne sucht, die ihm bei der Entwicklung seiner dramatischen Versuche helfen soll, beschäftigt ihn nichts so sehr wie das Theater. Noch 1881 führt er »von der Berliner Zeit her ein paar Lustspiele als anonyme Passagiere in seinem Hirnkasten mit, die aber wohl nicht mehr aussteigen werden«.

Zum 100. Todestag des Dichters werden nun seine Jugenddramen erstmals veröffentlicht. Der heutige Leser ist erstaunt darüber, wie in diesen Versuchen die später wichtigen Motive in Kellers Werk bereits vorhanden sind. In den vorliegenden Texten und Fragmenten ist der Dichter schon so anwesend wie in den großen dichterischen Werken, die ihn zum großen Gottfried Keller gemacht haben.