Friedrich Kröhnke
Grundeis – Ein Fall

Erzählung
1990. 128 Seiten. Gebunden
Umschlaggestaltung von
Nina Rothfos

ISBN 9783250101437

In »Grundeis« entzündet sich Friedrich Kröhnkes Witz an »Emil und die Detektive«; ironisch gebrochen erzählt Kästners Romanfigur seine Geschichte im geteilten Berlin einmal selbst.

Erik Tischbein, der unlängst mit Freunden »Don't worry, be happy« an ein Denkmal geschmiert hat, reist zum ersten Mal nach Berlin. Im Zugabteil begegnet er Grundeis, »ein Schwuler, aha«, denkt der Schüler und prüft nach, ob seine Brieftasche noch am rechten Platz ist.

»Dann hätten Sie dies alles ... geplant?«, fragen am Ende die Ostberliner Polizisten, die den Fall Grundeis untersuchen. Er antwortet ihnen mit Erzählungen und Beobachtungen eines Flaneurs, eine Rolle, in die er schlüpft, um die Tristesse seiner Gegenwart mit den Träumen der zwanziger Jahre zu mischen; er, Grundeis, Kinderbuchautor mit Reiseerlaubnis in den Westen, aus Stendal (DDR) – für ihn der Inbegriff des

Provinzkaffs –, Sohn einer Kinderbuchautorin und Nationalpreisträgerin Zweiter Klasse, er sucht die Weltstadt.

Weltstadt Berlin? Das geteilte Berlin? Es genügt Grundeis nicht, zwei Welten ergeben keine Stadt, in der sich einst Fritz Lang, Isherwood und Benjamin heimisch fühlen konnten, eine Stadt, die groß genug war, um Männern mit Hüten eine Aura von Anonymität zu geben. Der Hutträger Grundeis versucht, den vergangenen mondänen Glanz in seinen Tagebuchaufzeichnungen, Monologen und Gesprächen zu rekonstruieren, eine Anonymität zu finden, in der er seiner Mutter entkommen und mit seinen Knaben zusammen sein kann.

Um seine Utopie eines ungeteilten Berlins zu verwirklichen, greift Grundeis zu einem ungewöhnlichen Plot, und für einen Moment scheint Realität, was seit dem November 1989 Geschichte ist.




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