Nachtbuch
Geschichten
1992. 232 Seiten. Gebunden
ISBN 9783250101697
Die Geschichten in Helen Meiers fünftem Buch sind Zeugnisse einer Bedrängten. Die Autorin vertieft, was in ihrem ganzen Schaffen zentral ist: das Erzählen um Liebe und Tod, Altwerden und Altsein. Sie tut dies mit der ihr eigenen Vehemenz und Radikalität und lässt nicht zu, dass Alltägliches als solches einfach so stehen bleibt. Ihre Erfahrung, dass sogar hinter der harmlosesten Fassade ein Hund begraben liegt, verführt ihre Phantasie zu Geschichten, denen man sich als Leser schwerlich entziehen kann.
Nicht das Groteske in der Zuspitzung harmloser Begebenheiten fasziniert, wenn auch die erzählerischen Schwünge dahin bewundernswert sind, es ist der unausgesprochene und nicht benannte Rest in diesen Geschichten: Helen Meier versteht es, ins uns ein Gefühl für uns selbst entstehen zu lassen, für unsere Liebe, unseren Zorn, für den Hass, die Gewalt, den Gleichmut und das Verstehen.
Mit diesen neuen Geschichten fügt sich Helen Meier in die Reihe der bedeutenden Geschichtenerzähler unserer Epoche ein, in eine Tradition, die im angloamerikanischen Raum ihre Meister hervorgebracht hat.