
Die Verführung der Melanie K.
Erzählung
Ein Debüt
1991. 96 Seiten. Gebunden
Umschlag unter Verwendung einer Arbeit des Autors
ISBN 9783250101604
Peters feste Freundin heißt Silke und wohnt auf der Modelleisenbahn in einem kleinen Haus am Waldrand. Peter kann zwischen verschiedenen Versionen Silkes wählen: im Hosenanzug, als Dame ohne Unterleib, um sie in ein Cabriolet zu implantieren, und – Peter wird
rot – in einer FKK-Version. Da gibt es aber auch Ingrid, ein Mädchen von nebenan, die schon mal in Peters Familie mitisst und ihr Knie an seinem reibt, und da ist Tante Loni, die sich nach einem Kind sehnt oder so etwas. Peter, ein »Kinder-Don-Juan«?
Peter steht am Rand seiner Modelleisenbahn, auf der er seine Wünsche erfindet, in die er wie in einem Märchen selber schlüpft, um in seiner Welt mitzuspielen – gerade so wie ein Schriftsteller seine Figuren um sich gruppiert und unverhofft seinem Selbst begegnet. Doch bei Peters Spiel verlieren die Wünsche ihre naive Kontur, die Idylle erhält einen Riss, durch den Schatten und Kontraste einfließen. Erstaunt entdeckt die sich selbst überlassene Phantasie ihr lüsternes Ziel. Unbemerkt hat sich eine Schranke zwischen Modellwelt und »richtigem« Erleben gesenkt, ist eine Schwelle überschritten, hinter der die Kindheit verschwindet.
Moritz Päffgens Erzählung ist nicht nur ein ironischer Bericht über diesen Verlust, in der Rekonstruktion dieses Übertritts bietet sie auch eine Momentaufnahme der Atmosphäre der 1960er Jahre: von den Weihnachtsfesten unter den Gabenbäumen des Wirtschaftswunders.