Liebe und Freundschaft, Abschied und Trennung, Rückschau und Aufbruch sind die Hauptmotive in »Lieber Leo«, diesem Epochenroman in der Form eines langen Briefes an den besten Freund.

Die Suche nach seiner Freundin Bea, die ihn nach zehn Jahren ohne Adieu von einem Tag auf den anderen verlassen hat, führt den Erzähler zu den Örtlichkeiten ihrer Liebe und seines bisherigen Lebens: Tessin, Basel, Vaterhaus, Paris im Mai 1968 ... Die Suche gerät dem Verfasser des Briefes zu einer Reise nach innen, zu einer Standortbestimmung im eigenen Leben und einer Generation, die kurz vor dem Krieg noch in der Alten Zeit geboren wurde und im Umbruch der späten 1960er Jahre »den Anschluss verpasst« hat. In der Neuen Welt, in San Francisco, findet der Erzähler Bea schließlich, aber sie gedenkt nicht zu ihm zurückzukehren und gesteht ihm wie nebenbei, ihn mit seinem Freund Leo betrogen zu haben. Wieder in Europa, muss der Erzähler erfahren, dass Leo, den er zur Rede stellen will, gestorben ist, und er macht sich auf nach Berlin, um seinem toten Freund einen Brief zu schreiben: »Lieber Leo ...«

In »Lieber Leo«, durch die vorliegende Neuauflage wieder zugänglich gemacht, weitet sich individuelles Schicksal zum Bild einer Epoche und des sich in ihr vollziehenden gesellschaftlichen Wandels.