Ulrich Schacht (hg.)
Hohenecker Protokolle. Aussagen zur Geschichte der politischen Verfolgung von Frauen in der DDR

Herausgegeben von Ulrich Schacht
1983. 250 Seiten. Kartoniert
Umschlaggestaltung von
Fehr/Meierhofer

ISBN 9783250100119

Zeugnisse in einem doppelten Sinn: Sie zeugen von der Macht der Ohnmächtigen und damit von der Ohnmacht der Mächtigen, auch in der DDR.

Zwölf Frauen geben zu Protokoll: nichts Sensationelles. Aber Gravierendes, das an den Nerv der Zeit rührt. Sie berichten über Erlebnisse zu unterschiedlichen Zeiten, jedoch an ein und demselben Ort. Der Ort, um den ihre traumatischen Erinnerungen kreisen: die »Strafvollzugseinrichtung Hoheneck/Stollberg«, das größte Frauengefängnis der DDR.

Der Erfahrungsbogen setzt an im Januar 1950 und endet am Beginn der 1980er Jahre. So nehmen – fragmentarisch, doch eindringlich genug – drei Jahrzehnte politischer Verfolgung konkrete und zugleich düstere Gestalt an. Dass es sich dabei um ein infames Kapitel handelt, hängt nicht zuletzt mit der Behauptung der offiziellen Instanzen zusammen, seit Gründung der DDR sei zum ersten Mal in der deutschen Geschichte »die Emanzipation der Frau grundlegend verwirklicht und gesichert«. Die »Hohenecker Protokolle« konterkarieren diese Parole und entlarven sie als eine Lüge.

Gewiss, auch in diesem Gefängnis, das belegen die Protokolle eindeutig, sind die Unterdrückungsmaßnahmen und -mechanismen subtiler geworden, wie überall in den Haftanstalten, Aber konstant geblieben ist der Versuch, gerade den politischen Häftling seelisch zu zermürben, seinen inneren Widerstand mit äußeren Mitteln zu brechen. Zu Wort kommt aber auch das Wider-Wort, kommen politisch-geistiger Widerstand und menschliche Solidarität unter unmenschlichen Bedingungen.




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