Margrit Sprecher erzählt jeweils einen Fall, hinter dem sie die Menschen und ihre Existenz, ihre ganz allmähliche Tragik sichtbar macht. Partei ergreift sie  nur indirekt, aber ihre Verachtung für eine gewisse juristische Arroganz und Selbstgerechtigkeit wird nicht verschwiegen. Ebenso wenig wie die Sympathie für den Schwachen, der in ihren Geschichten meist auch der Angeklagte ist. Die – selektive – gesammelte Ausgabe ihrer Gerichtsberichte offenbart nicht nur eine brillante Chronistin und Stilistin, sie erschließt gesamthaft eine helvetische Realität im Schatten, an der auch der Journalismus zumeist vorbeigeht.