Jochen Kelter
Defrangers Zeit

Erzählungen
1988. 208 Seiten. Gebunden

ISBN 9783250101055

»In wessen Geschichte schlich er sich da ein? Wer war es, dessen Geschichte er da zu Ende zu denken versuchte?«

Auch der Leser dieser Erzählungen von Jochen Kelter gelangt zu einem solchen Staunen und dieser Frage, wie sie sich eine der äußerlich völlig verschiedenen Figuren stellt. Es ist das Staunen über sich langsam aus alltäglichen und nüchternen Situationen befreiende Phantasiewelten, über eine erzählte Welt, die sich zwischen Wunsch und Wahn und einem unverschleierten Blick aufs nackte Leben bewegt. Von beidem scheint das Erzählen selbst zurückzuschrecken und sich wieder zu nähern, bis sich die Nähe erneut als zu stark und übermächtig erweist. Aus dieser rätselhaften Bewegung entsteht die Frage nach der Person hinter den Masken.

Jochen Kelter hat mit seiner Prosa einen eigenen Weg gefunden, sich mit den alten Fragen nach Warum und Wohin in der Mitte des Lebens auseinanderzusetzen, wie sie von Dante für immer in einem Bild aufgehoben wurde: »Ich fand mich, grad in unseres Lebens Mitte / In einem finstern Wald zurück.« Wie in diesem Bild ist es auch in den hier vorliegenden Erzählungen immer die Angst der Figuren vor der Orientierungslosigkeit, die zum Handeln zwingt. So ist die umfassende Verwirrung eines Jungen bei der ersten Konfrontation mit einem Todesfall in der einleitenden Erzählung auf wunderbare Weise aufgehoben: »Ich geriet in Panik ... Ich lief nach Hause, aß, löffelte, trank meine Suppe und hatte die Vorstellung im Kopf, alle und alles seien gestorben, nicht mehr erreichbar von jetzt bis in alle Ewigkeit.«




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